Freitag, 27. September 2013

Sträflingsarbeit



Einen meiner zwei Urlaube vor dem Hans`íschen Zeitalter verbrachten meine Eltern und mein großer Bruder im Altmühltal, genauer in Kipfenberg. Da ging es jetzt auch hin. Zum Altmühltag, nicht nach Kipfenberg
Ich war 8 oder 9 Jahre, ich hatte nämlich meine schicken weißen Kommunionschuhe mit den Klack-Klack Absätzen mit. Unsere Eltern kauften uns ein orangefarbenes Schlauchboot, mit dem wir auf der Altmühl schippern wollten. Die Vermieterin unserer Ferienwohnung warnte uns noch, es gäbe in der Altmühl an verschiedenen Stellen Löcher. Pah, uns doch egal, wir wollten auf´s Wasser, der reißenden Fluß - Abenteuer erleben. Eine Zeitlang ging es unter den besorgten Augen unsere Mutter Stromabwärts, dann wieder zurück und paddeln ist schwer, das weiß man ja. Also stieg der beste große Bruder von allen aus, d.h. er sprang über Bord und schob das orange Gummiboot mit seiner süßen, damals noch federleichten kleinen Schwester Richtung Picknickplatz der Eltern. Auf einmal hörte ich ein klatschendes Geräusch und ein Blubbern und – oh Gott - der weltbeste große Bruder war weg!!!!! Ich schrie nur noch Romi Romi wo bist du?? Voller Panik guckte ich um mich – kein großer Bruder!!! Doch dann kam er prustend mit dem Kopf aus dem Amazonas Bayerns, schnappte nach Luft und meinte heldenhaft, dass ich keine Angst haben müsste, es wäre ja alles gut gegangen, er wäre in so ein Loch, von dem die Vermieterfrau erzählt hatte, reingefallen, aber er hätte sich an einer Bootsschnur festhalten und dadurch retten können.  Ich war so glücklich und wollte, daß er sofort wieder an Bord kam, just in dem Moment war er wieder weg – wieder in so einen Abgrund versunken! Mir blieb das Herz stehen (kann das einer 8jährigen passieren?). Das zweite Wunder des Tages geschah und er tauchte unbeschadet wieder auf. Ich war fast völlig apathisch.  Beim dritten Verschwinden wurde ich jedoch etwas misstrauisch, vor allem weil der Bruder bald keine Luft mehr bekam, aber vor Lachen – er hatte mich gefoppt! Es gab keine Löcher, er hatte sich nur unter Wasser fallen lassen. 
Womit wir zu den goldenen Worten des Epiktet kommen, einem Philosophen geb. 50 v.C in Phrygien gest.138 v.C. 
Jahre später, als ich mal eine philosophische  Phase hatte, las ich dem großen Bruder aus den Handbüchlein der Moral vor. Es lautet ungefähr so: wenn die jemand Unrecht oder Böses tut, sage nicht er will mir Böses oder Unrecht, sondern denke, er ist doch dein Bruder, der Gefährte deiner Jugend…. Ihm das vorzulesen erwies sich als Fehler, denn wenn er mich später ärgerte und ich mich aufregte, sagte er immer: aber ich bin doch dein Bruder, der Gefährte deiner Jugend!
Aber ich schweife ab, zurück zum Altmühltag. Übernachtet haben wir in Eichstätt, einer erzkatholischen Stadt. Besonders interessantes gab es nicht zu sehen. Bis auf die Prelle, die man noch besichtigen kann. 
wen würde wer wohl gerne darin sehen

Es handelt sich hierbei um einen Käfig, in dem meist Bäcker, die zu kleine Brötchen bucken, eingesperrt wurden und sooft unter Wasser getaucht wurden, wie das Gewicht ihre Brötchen oder ihres Brotes unter dem von der Obrigkeit festgelegtem Gewicht lag. Vor der Stadtbesichtigung waren wir noch im Steinbruch. Der Himmelsstern wollte Steine kloppen, obwohl er nichts verbrochen hatte. Aber in der nahen Umgebung von Eichstätt gibt es viel Steinabbau (sogar die Hagia Sophia in Istanbul soll Steine aus den Steinbrüchen aus der Gegend haben). Und auf dem Blumenberg ist ein Fossiliensteinbruch. Für kleines Geld kann man mit Hammer und Pickel (nichts anderem)  kloppen und kloppen und kloppen. Und manche finden hier auch regelrechte Schätze, so z.B. ein Original des seltenen Urvogels Archaeopteryx. Wir haben jetzt belanglose, aber sehr hübsche Pflanzenabdrücke  im Gepäck.
Die nächste Station war Landberg am Lech. .











 Und da war ich doch sehr erstaunt, wo der ein oder andere seinen Zweitwohnsitz hatte, von dem wir nix wussten....



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